Ich, voller Elan und als frischgebackene Stipendiatin, trat vor eine Klasse mit der Aufgabe, wertvolle Einsichten für mein Buchprojekt zu gewinnen. Ein Klacks, dachte ich. Als Mutter zweier widerspenstiger Jungs im selben Alter konnte mich so leicht nichts umhauen.
Die Jungen, in den vorderen Reihen, saßen mit verschränkten Armen da, die Mädchen gruppierten sich im Hintergrund. Es war offensichtlich: Die Kinder hatten Null Bock. So sehr ich mich bemühte, an Unterricht war nicht zu denken – höchstens an Flucht.
Ich ließ alles fallen, was ich vorbereitet hatte, griff zu meinem Manuskript und begann zu lesen. Plötzlich ergriff eine spürbare Stille den Raum und die skeptische Coolness verwandelte sich in gespannte Aufmerksamkeit.
Das Eis war gebrochen, mein Tag gerettet – und ihrer sicherlich auch.
Nach der Lesung kamen viele Kinder zu mir, stellten Fragen und einige erzählten, dass sie selbst Geschichten schrieben. An diesem Tag lernte ich, wie wichtig es ist, sich wirklich auf seine LeserInnen einzulassen. Und mir wurde wieder bewusst, warum die Geschichten in meinem Kopf keine Ruhe geben und warum ich nie aufhören will, Kind zu sein.
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