Kennt ihr das auch? Da gebe ich alles, um meinem Kind die faszinierende Welt der Literatur näherzubringen, und was finde ich unter dem Kopfkissen? Comics. Selbst die Zutatenliste auf der Chipstüte ist interessanter als jedes Buch.

Und die alten Kinderbuchklassiker aus meiner Kindheit, die ich liebevoll aufbewahrt und zum Geburtstag verschenkt habe - plötzlich verschwinden sie spurlos und tauchen auf mysteriöse Weise zwischen den Zeitungen in der Altpapiertonne wieder auf.

 

Als ich mein Kind daraufhin zur Rede stelle, erwidert es entrüstet: „Igitt, das Buch hat gelbe Flecken!“

Pah, denke ich, keine Wertschätzung für das Alter! Und es ist ja nicht so, als hätte jemand zuerst in den Ohren gebohrt und dann … 

„Und außerdem riecht es schimmelig und juckt in der Nase“, ruft mein Kind noch hinterher.

 

Echt jetzt? Das bisschen Staub und Juckreiz haben noch niemandem geschadet. Und überhaupt: Die Socken, die seit Wochen ungewaschen in der Kinderzimmerecke liegen, machen ohnehin jeglichen Schimmelgeruch zunichte. 

 

Ich kann nicht umhin, mich zu fragen: Habe ich etwas falsch gemacht? Habe ich versagt? 

 

Die Antwort lautet: Nein!

 

Meine Kinder haben eben einen eigenen Kopf. Und letztendlich geht es nicht darum, ob sie die gleichen Bücher lesen wie ich, sondern dass sie überhaupt lesen. Und wenn vor allem Jungs manchmal Action und Spannung bevorzugen als die leisen Zeilen, dann ist das auch ok. Als mir das endlich klar wurde, war alles viel einfacher. 

 

Statt sie in der Bücherei wie ein wilder Stier zum Regal mit meinen Lieblingsklassikern zu zerren, ließ ich sie von nun an selbst entscheiden.

Und wenn sie etwas lasen, das ich als ‚unwürdig‘ empfand, verkniff ich mir jeglichen Kommentar. Immerhin enthielt die Lektüre neben Bildern ganze fünf Worte: „BAM“, „AAH“ und WHOOM“ mit eingeschlossen.

 

Was für ein Segen! Mir blieb der Bluthochdruck erspart und meine Kinder waren weniger genervt. Der Hausfrieden war gesichert. 

Okay, erwischt! 

Ich gebe es zu: Manchmal konnte ich es mir nicht verkneifen, ihnen meine Lieblingsbücher unterzujubeln. Schließlich kann ich nicht aus meiner Leseratten-Haut! 

 

Ich hatte einen (vielleicht etwas hinterhältigen) Trick entdeckt, wie ich sie dazu bringen konnte, die Bücher zu lesen, die ich so toll für sie fand: Ich legte mich zu ihnen aufs Bett und las ihnen daraus vor (ja, Faulheit ist eine Tugend). Dabei übersprang ich heimlich die langweiligen Stellen und schlug dann zu: In dem Moment, in dem es am spannendsten war, stand ich auf und ging.

Hinter mir hörte ich Protest, Schimpfen und Klagen - ich sei die gemeinste Mama der Welt. 

Als ich eine Viertelstunde später ins Zimmer kam, sah ich mein Kind lesend auf dem Bett. Die Neugierde war dann wohl doch größer als die Faulheit.

 

Und wenn sie wieder mal etwas lasen, was ich doof fand, besann ich mich und dachte: 

„Alles halb so wild!“

 

Heute sind es meine Kinder, die mir Buchvorschläge machen. Aber leider weigern sie sich hartnäckig, sich zu mir aufs Bett zu legen und mir vorzulesen …

(noch nicht mal Comics, die ich manchmal heimlich lese)

 

Bis bald und happy reading

#Alles halb so wild

Wie toll ist das denn?

Aus der Rubrik # Alles 

halb so wild

 

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